Das Rheinhessenlied

Wir sind Rheinhessen, froh und frei...

1. Wir sind Rheinhessen froh und frei
und woll´n so immer bleiben.
Uns kann niemand, wer es auch sei,
den Frohsinn je vertreiben.
Das Feiern, das liegt uns im Blut,
beflügelt unser Streben.
Es gibt uns immer neuen Mut
und Freude an dem Leben.
(Kehrreim:)
Wir sind Rheinhessen froh und frei
und woll´n so immer bleiben.

2. Das Land umrahmt der schöne Rhein
im Osten und im Norden.
Die Hügel voller gold´nem Wein
sind Heimat längst geworden.
Die Selz fließt still und kaum bekannt,
auch sie woll´n wir besingen.
Vier Städte seien nur genannt:
Mainz, Worms, Alzey und Bingen.
(Kehrreim:)
Wir sind Rheinhessen froh und frei
und woll´n so immer bleiben.

3. Wir brauchen gar kein Himmelreich,
wir haben´s schon auf Erden.
Es ist dem Paradiese gleich,
kann schöner drum nie werden.
Wir lieben dieses prächt´ge Land
und sind ihm treu ergeben.
Fest hält zusammen uns ein Band
heut´ und das ganze Leben.
(Kehrreim:)
Wir sind Rheinhessen froh und frei
und woll´n so immer bleiben.

Eine Interpretation des Rheinhessenliedes

Text und Melodie im 'Heimatjahrbuch des Kreises Mainz-Bingen' 2016, Seite 120

1. Strophe

Ohne Umschweife wird bereits in den ersten drei Wörtern ausgedrückt, um was es geht.

Doch nicht allein das Leitthema 'Rheinhessen' wird sofort angesprochen, sondern gleich auch das Regionalbewusstsein der Bewohner dieses Landes. Der kurze Satz 'Wir sind Rheinhessen', die Quintessenz des Liedtextes, zieht sich mit dem Kehrreim wie ein roter Faden durch das ganze Lied bis ans Ende. Die beiden folgenden Adjektive betonen zwei charakteristische Eigenschaften der Rheinhessen, und zwar sowohl ihre Frohnatur als auch ihren Freiheitswillen (gegenüber jeglicher Art von Bevormundung oder gar Unterdrückung). Während in der zweiten Zeile gewünscht wird, dass beides auch in Zukunft 'so bleiben' möge, wird in der dritten und vierten ein Beispiel für diesen Freiheitsdrang geliefert: Keine Autorität, 'niemand, wer es auch sei', könne den Rheinhessen ihren Frohsinn 'vertreiben'. Aus ihm – so heißt es in der fünften Zeile – resultiere das ihnen gleichsam angeborene Feiern, das Mut und Kraft erzeugt, den grauen Alltag zu bestehen und die Freude am Leben zu fördern.

2.Strophe

Während in der ersten Strophe Eigenschaften der Rheinhessen vorweggenommen werden, wird in der zweiten das Land, in dem sie leben, in Umrissen geographisch abgesteckt. Die bekannteste Abgrenzung, die der Rhein – auch als 'halber' Namensgeber für Land und Leute – bildet, wird sogleich in der ersten und zweiten Zeile genannt. Zwei charakteristische Merkmale der Landschaft treten in der dritten Zeile gleich zusammen auf, nämlich die meist mit 'goldenem Wein' bedeckten tausend Hügel, die für die, die sie bewohnen, 'längst' Heimat geworden sind. Das Adverb 'längst' (statt früher 'uns') drückt das Ende eines Prozesses der Heimatwerdung aus, die nicht automatisch durch die Geburt erfolgt. Die fünfte und sechste Zeile sind der kaum oder gar noch nie 'besungenen' Selz gewidmet, dem nicht zu vergessenden 'Hauptfluss' des Landes. In der siebten und achten Zeile dienen die Namen der vier größten Städte des Landes ebenfalls zur geographischen Fixierung, wobei die Reihenfolge nicht nur vom Reim bestimmt ist, sondern auch von der Größe und der Bedeutung dieser Städte.

3.Strophe

Nachdem in der zweiten Strophe das Land, in dem die Rheinhessen wohnen, fast nüchtern vorgestellt worden ist, beginnt die dritte geradezu eruptiv mit dem enthusiastischen, wenn auch reichlich übertriebenen Bekenntnis, dass man bei so einem schönen Land gar kein(himmelweit entferntes) 'Himmelreich' mehr brauche. Man besitze es als 'Paradies' ja be-reits hier auf Erden. In der dritten Zeile wird zunächst die Liebe zu diesem Land ausgedruckt, die sich in der vierten Zeile mit der Treue verbindet. Die beiden letzten Zeilen gipfeln als bei-nahe appellatives Finale in dem Wunsch, als Rheinhessen wie 'ein Band heut´ und das ganze Leben' zusammenzuhalten, und weisen somit – ebenso wie der Kehrreim – von der Gegen-wart in die Zukunft.

Das Lied, nach dem man auch schunkeln, tanzen, klatschen und marschieren kann, sollte lebhaft (vivace) und flott gesungen werden. Eine Klavierbegleitung und eine kurze Zwischenmusik (als Überleitung zwischen den Strophen) sind vorhanden.

Wir sind Rheinhessen, froh und frei...

Das Rheinhessenlied